Das langsame Verschwinden der Verlinkungen
Übermorgen, des Abends wird man mich beim Blogtail antreffen. Eine Wort- und mittwochs eben auch Real-Life-Verbindung von Blogging und Cocktail – fast so gut wie Sex und Schokolade. Oder Krabbenchips und IT-Crowd-Gucken. Oder… – aber ich schweife ab.
Der Abend wird eine Premiere für mich, die Veranstaltung gibt es in Wien jedoch schon seit 2007 und das bis zu acht Mal im Jahr. Und zu diesem Anlass wurde auch eine Blogparade zum Thema „Link-Kultur“ ins Leben gerufen:
Es wurde die These aufgestellt, dass eben diese Kultur des Verlinkens in der Blogosphäre abgenommen hat. Nun, ich gehe bei meinen Beobachtungen von einem weiteren Mikrokosmos des Internets aus: Den Modeblogs. Die Anzahl derselben scheint in den letzten zwei Jahren auch im deutschsprachigen Raum wahrlich explodiert zu sein und man könnte sich wohl kaum und selbst beim besten Willen – nachdem jeden Tag neue Bloggerinnen und Blogger dazukommen – einen Überblick darüber verschaffen.
Die Netiquette und mit ihr das anfangs so selbstverständliche Verlinken seiner eigenen Quelle (das berühmte „via„), ist in dieser Masse irgendwie verloren gegangen. Ich bezweifle sogar, dass dies mit Absicht geschieht sondern vielleicht eher aus Gedankenlosigkeit oder schlicht Unwissenheit. Schließlich profitieren beide Seiten vom Verlinken: Man hat sich damit wieder ein Stückchen mehr vernetzt, da der- oder diejenige, die zitiert wird, somit möglicherweise die erste Bekanntschaft mit dem zitierenden Blog macht.
Genau durch diese Nennungen habe ich am Start meines Online-Daseins das World Wide Web erst so richtig kennen- und schätzen gelernt sowie Websites entdeckt, die ich sonst eventuell niemals entdeckt hätte.
Das Internet oder das Web – wie der Name schon sagt – lebt von Verlinkungen und Verbindungen, die immer wieder neu geschaffen und verwoben werden. Ohne diese, hätten wir niemals das riesige Informations- und Sozialkonstrukt, welches wir jeden Tag benutzen oder wie in meinem Falle schon fast bewohnen.
Blogrolls allerdings, quasi eine Form der Link-Empfehlung, werden bei Modeblogs nahezu zelebriert. Und ich muss gestehen, meine ist ebenso nicht gerade kurz geraten. Aber das ist auch gut so, denn ich empfinde diese als wichtige Informationsquelle um themenähnliche Blogs zu finden. Obwohl dieses System teilweise schon von etwas verdrängt wird, das ich bisher verweigert habe: Google Friend Connect.
Screenshot: Fanfarella
Mit diesem Community-Dienst können angemeldete Mitglieder sozusagen bekanntgeben, dass sie regelmäßige LeserInnen des jeweiligen Blogs sind. Ob sie dies dann auch wirklich machen oder nur ihren eigenen Blog bekannter machen wollen, sei dahingestellt. Also ebenso eine mittlerweile ziemlich erfolgreiche Form des Netzwerks im Netzwerks, jedoch nur für die, die ihre Daten auch an Google abliefern wollen…
Hier die weiteren Beiträge zum Thema Linkkultur (auch zu finden auf Blögger):
Hannes Offenbacher: Bitte verlinken sie diesen Beitrag in ihrem Blog
Kurt Schwab: Linkkultur
Dominik Leitner: Zeig mir deine Links, und ich sag dir…
Heinz Peter Wallner: Ist Bloggen eine Kunst? Ein Beitrag zur Linkkultur
Susanne Mandl: Die Link-Kultur lebt. Sie wohnt nur woanders.
Frank Hübner: Moderne Linkkultur
Wolfgang Tonninger: Lasst uns nicht allein!
Martin Prechelmacher: To link or not to link…
Daniel Imrich: Ein paar Gedanken zum Thema Links
Marcus Ambrosch: Qualität & Wertschätzung virtueller Wissensarbeit
Robert Lender: Blog Parade Linkkultur
Richard Haderer: Brauchst du Link?
Winfried Huber: Links, Zwo, Drei, Vier
Walter Krivanek: Link-Kultur
Anabella Lamprecht: Von einer Link Kultur zu Datawell
Andreas Lindinger: Frage zum Sonntag: Worunter leidet die Linkkultur in (grünen) Politikblogs?
Teresa Hammerl: freedom of opinion
Martin Sauer: Rettet die Trackbacks!
Ilda Osmancevic: Die Ära der Linkkulturbanausen?
Meral Akin-Hecke: Blogtail & Blogparade zur Linkkultur
Armin Soyka: Mit 100.000 Klicks jemand werden
Stefan Mey: Where have all the Bloggers gone?
Manuel Gruber: Ey Mann, wo sind die Links?
29 Kommentare
Esra, am 01.02.10 um 18:58:
Der Artikel passt bei mir grad super angesichts dessen, dass ich jetzt auch ganz frisch zu den Blogerinnen gehöre! Also ist es gut zu wissen. Und dein Blog ist immer eine super Quelle der Inspiration, also werde ich auch fleißig verlinken, wenn ich was verwende :-)
Und: danke, dass ich mich nun in deinem Blogroll entdecken durfte :-)
Mia Hummel, am 01.02.10 um 20:27:
die blogroll ist die persönliche empfehlung eines jeden bloggers, ihr wird vertraut und deshalb halte ich sie für die wichtigste form der verlinkung.
cooloutfit, am 01.02.10 um 21:09:
@ Mia Hummel: ich glaube nicht, dass es hier ein wichtiger oder weniger wichtig gibt. ;-) ich finde einfach, das „via“ gehört zum guten ton, ebenso wie die verlinkung der originalquelle. ich führe immer beides an.
in der blogroll sind ja oft nicht nur empfehlungen, sondern man wird von vielen leuten gebeten, man möge sie doch in die blogroll aufnehmen, und man macht dies kollegialerweise, auch wenn das dann nicht unbedingt ein lieblingsblog ist. ;-)
Esra, am 01.02.10 um 21:48:
@ Mia Hummel: stimmt! und deswegen @ Cooloutfit: danke, dass ich mich in deinem Blogroll wiederfinden durfte!!
Und dein Artikel ist für mich als Anfänger-Bloggerin auch sehr wichtig. Also du wirst auf jeden Fall verlinkt, weil dein Blog ne super Inspirationsquelle für mich ist :-)
liebe Grüße
Esra
cooloutfit, am 02.02.10 um 10:42:
@ esra: deine kommentare sind leider irgendwie im spam-ordner gelandet und ich hab sie erst jetzt rausgefischt – daher sieht’s jetzt so aus, als würdest du dich wiederholen! aber ich fand beide so nett, dass ich keinen löschen wollte! ;-)
Lara, am 02.02.10 um 11:09:
Habe gerade auch deinen Link beim „Via“ gelesen und finde es eine absolute Frechheit, wenn sich jemand einfach bei Dir und Deinem Blog „bedient“ und dann nicht verlinkt! Ist sowas nochmal vorgekommen?
cooloutfit, am 02.02.10 um 11:15:
@ lara: leider ja! ich glaube, das ist ein problem, mit dem so ziemlich jede bloggerin und jeder blogger, die oder der die sache schon länger macht, irgendwann konfrontiert wird und sich drüber ärgern darf! ;-)
aber ich freue mich ja auch wahnsinnig, wenn ich etwas finde (was zuvor aber auch meist wer anderer schon gefunden hat), das jemandem so gefällt, dass der oder die auch darüber bloggt. noch mehr freut man sich eben, wenn man dann auch genannt wird! :-)
Lara, am 02.02.10 um 11:24:
Und warum nennst Du nicht einfach die Namen bzw. die Blogs derjenigen?
cooloutfit, am 02.02.10 um 11:30:
na an den pranger stellen wollen wir hier doch auch niemand! ;-)
Esra, am 02.02.10 um 14:13:
@ Cooloutfit: sorry für die Wiederholung, ich habe mein Kommentar einfach nicht veröffentlicht gesehen und habs dann nochmal geschrieben, so kommt das Doppel-Moppel…
Komisch, zur Zeit bin ich bei einem anderen Blog auch im Spam gelandet… nix gut :-)
elv, am 03.02.10 um 15:02:
Das die Verlinkungen scheinbar weniger werden ist mir aber auch aufgefallen. Es ist viel mehr eine Faulheit manchmal denke ich oder vielleicht bei manchen auch Missgunst oder fehlendes Internetverständnis. Wenn ich einen Artikel schreibe, möchte ich, dass meine Leser viele Infos zu dem Artikel in dem Beitrag sehen und so verlinke ich gern ähnliche Artikel und Firmen. Andere jedoch vergessen das mitunter auch durch ihren Selbstdarstellungsdrang.
Ich will nun auch mit einem wöchentlichen Blogwatch versuchen mehr zu linken.
Danke fürs Verlinken ( ;
Link-Kultur › VividVisions • information design, am 04.02.10 um 15:14:
[…] Michaela Ambos: Das langsame Verschwinden der Verlinkungen […]
Die Link-Kultur lebt. Sie wohnt nur woanders. « Linkkultur, Beitrag, Artikel, Blogs, Links, Link, Blog, Link-Kultur « podcasterin.at, am 04.02.10 um 15:16:
[…] Die Ära der Linkkulturbanausen? Meral Akin-Hecke: Blogtail & Blogparade zur Linkkultur Michaela Ambos: Das langsame Verschwinden der Verlinkungen Armin Soyka: Mit 100.000 Klicks jemand werden Stefan Mey: Where have all the Bloggers gone? Manuel […]
Zeig mir deine Links, und ich sag dir … « POLILOG, am 04.02.10 um 15:32:
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Die Ära der Linkkulturbanausen? « Ilosweb2null, am 04.02.10 um 19:18:
[…] Martin Sauer: Rettet die Trackbacks! Meral Akin-Hecke: Blogtail & Blogparade zur Linkkultur Michaela Ambos: Das langsame Verschwinden der Verlinkungen Armin Soyka: Mit 100.000 Klicks jemand werden Stefan Mey: Where have all the Bloggers gone? Manuel […]
Qualität & Wertschätzung virtueller Wissensarbeit! | Marcus Ambrosch, am 04.02.10 um 20:33:
[…] Michaela Ambos: Das langsame Verschwinden der Verlinkungen […]
Linkkultur - Die Linkliste - Nur ein Blog, am 04.02.10 um 22:32:
[…] Michaela Ambos: Das langsame Verschwinden der Verlinkungen […]
Tweets that mention Cool Outfit: Das langsame Verschwinden der Verlinkungen | Anziehendes in Blogbuchstaben -- Topsy.com, am 05.02.10 um 9:52:
[…] This post was mentioned on Twitter by cooloutfit, Thorsten Peters. Thorsten Peters said: bewundere : Das langsame Verschwinden der Verlinkungen http://bit.ly/afB1Sj #at #blognachbarn […]
Colazione a Roma » Blog Archive » Blogtail #9, am 06.02.10 um 18:16:
[…] Die Ära der Linkkulturbanausen? Meral Akin-Hecke: Blogtail & Blogparade zur Linkkultur Michaela Ambos: Das langsame Verschwinden der Verlinkungen Armin Soyka: Mit 100.000 Klicks jemand werden Stefan Mey: Where have all the Bloggers gone? Manuel […]
Corinna, am 07.02.10 um 15:42:
Ein sehr guter Artikel, Michi!
Natürlich kann es sehr gut sein, dass man im Wust seines GoogleReaders vergisst, bei einem anderen Blogger schon über das Thema XY vor ein paar Tagen gelesen zu haben und führt ihn nicht namentlich an.
Was mich allerdings richtig wütend macht sind Blogger, die sich an Deinen Posts bedienen und zum Teil ganze Sätze kopieren und sie für die Ihrigen ausgeben. Das geht nicht!
Bei Blogs wie LesMads, F&Art, La Lila oder bei Dir ist das überhaupt kein Thema, hier wird stets auf eine Quelle mit wie „gesehen bei“ verwiesen. Warum kann das nicht jeder Blogger so machen, man bricht sich damit doch keinen Zacken aus der Krone, im Gegenteil! Jeder Erstsemester lernt dass es Pflicht ist auf entsprechende Quellen zu verweisen.
Leider könnte ich mindestens 10 populäre Blogs aufzählen die dies nicht tun – warum sie weiterhin so populär sind frage ich mich allerdings trotzdem.
cooloutfit, am 07.02.10 um 19:07:
@ corinna: wenn ganze textpassagen geklaut werden ist das ja schon stehlen von geistigem eigentum und einfach nur dreist! ich würde ja jetzt am liebsten nachfragen, welche 10 blogs du da meinst aber wie gesagt, an den pranger stellen will ich ja hier auch niemanden…
Ein paar Gedanken zum Thema Links, am 08.02.10 um 14:12:
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Wie finde ich neue Blogs am besten? » Beitrag » Digitalks - Medienkompetenz für Menschen über 26, am 22.03.10 um 18:10:
[…] Michaela Ambos: Das langsame Verschwinden der Verlinkungen […]
online fashion store, am 15.02.11 um 10:12:
Congratulations on a well written, interesting and superb blog! Where else could anyone get this kind of information in such a clearly presented way?!
Doro, am 14.05.11 um 22:21:
hi,
ich bin auch noch ganz frische Bloggerin und muss mich erst mal an die ganzen Regeln gewöhnen. Werde in Zukunft auch meine Inspirationen mit „via“ verlinken. Vielleicht gewinne ich so die eine oder andere Leserin :)
cooloutfit, am 16.05.11 um 0:24:
@ doro: willkommen in der blogosphäre! :-)
Doro, am 17.05.11 um 0:21:
Danke :)
Die Link-Kultur lebt. Sie wohnt nur woanders. » Susanne macht Sachen, am 17.07.11 um 23:45:
[…] der Linkkulturbanausen? Meral Akin-Hecke: Blogtail & Blogparade zur Linkkultur Michaela Ambos: Das langsame Verschwinden der Verlinkungen Armin Soyka: Mit 100.000 Klicks jemand werden Stefan Mey: Where have all the Bloggers gone? […]
Brauchst du Link? | Haderer Richard - hdrr.at, am 26.06.12 um 13:40:
[…] zu Datawell Teresa Hammerl: freedom of opinion Ilda Osmancevic: Die Ära der Linkkulturbanausen? Michaela Ambos: Das langsame Verschwinden der Verlinkungen Stefan Mey: Where have all the Bloggers […]